Jeder Konflikt birgt das Potenzial für Veränderungen und somit für Verbesserungen. Ohne Konflikte gäbe es kaum Energie für Wandel. Konflikte entstehen, wo eine hetero Gruppe mit verschiedenen Interessen, Ansprüchen, Hintergründen und Wissensständen zusammentreffen. Die klassische Situation am Bau.
Die Herausforderung das Potenzial eines Konfliktes richtig zu nutzen, liegt im frühzeitigen Artikulieren dessen und der anschließende konstruktive Umgang. In der täglichen Praxis verursachen Konflikte leider oftmals Schaden. Sie werden von den Beteiligten nicht angesprochen, weil diese sich scheuen in das Gespräch zu gehen. Jeder kennt das unangenehme Gefühl, einer Person Kritik entgegen bringen zu müssen. Konfliktfähigkeit ist ein seltenes Gut. Die Fähigkeit zwischen Sachebene und Beziehungsebene zu unterscheiden muss bewusst und gelernt sein. Statt zu reden wird gewartet. Die Folge, Fronten verhärten sich und im schlimmsten Fall geht es vor Gericht. Aktuellen Schätzungen zufolge liegen derzeit über 100.000 Bauprozesse in deutschen Gerichtsordnern. Es kostet nicht nur Unmengen an Zeit, einen Rechtstreit zu durchlaufen, dass Ergebnis macht selten beide Seiten glücklich. Die Chance, aus einem Konflikt für beide Seiten positive Ergebnisse zu erzielen und sein Potenzial zu nutzen ergibt sich unteranderem durch zeitnahes Klären.
Neutrale Dritte, Mediatoren oder Schlichter mit der jeweiligen Fach- oder Methodenkompetenz sind darauf spezialisiert ein Verständnis auf beiden Seiten zu schaffen und eine annehmbare Lösung im gemeinsamen Gespräch zu finden. Der Mehrwert einer schnellen Konfliktlösung liegt klar auf der Hand. Es werden unnötige Kosten vermeiden, wertvolle Zeit kann für das Bauprojekt statt für den Konflikt genutzt werden und der gemeinsame Konsens stärkt das Projektteam.
Es sollte somit für alle Baubeteiligten eine Selbstverständlichkeit werden, Konfliktlösungsverfahren oder Konfliktlöser in Betracht zu ziehen, wenn es im Projekt mal hakelt und kritisch wird.
Quelle: Bauingenieur 91 (2016) Heft 3, S. A3