Wie soll kontinuierliche Verbesserung stattfinden, wenn man Unikate fertigt? Wenn Skaleneffekte, wie in der stationären Fertigung im Bauwesen viel geringer ausfallen und seltener auftreten?
Untersuchungen zur Vorhersagbarkeit von Bauabläufen nähren solche Zweifel, denn nur 54% der geplanten Arbeiten für die nächste Woche können so erledigt werden, wie sie vom Bauleiter oder Polier geplant waren. (Blog Juni 2016). Welcher Mehrwert steckt also in der Verbesserung eines Bauablaufes, wenn dieser durch unvorhergesehene Hindernisse schlecht vorhersagbar ist?
Mit dieser Frage beschäftigten sich Gregory Howell und Glen Ballard (studierte Bauingenieure aus den USA) ab 1990, als sie erstmals die Zuverlässigkeitskennwerte auf Baustellen ermittelten.
Was kontinuierliche Verbesserung im Bauwesen bedeutet
Obwohl es paradox klingen mag, waren es gerade die schwer vorhersagbaren Abläufe, die zur Entwicklung eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses für das Bauwesen führten. Denn die Ergebnisse lenkten die Aufmerksamkeit auf die Qualität der bisherigen Planungs- und Steuerungsprozesse auf Baustellen.
Qualität von Anfang an zu erzeugen ist genau das, was Edward Deming, der Entwickler des PDCA Kreislaufes (Plan – Do – Check – Act) im Sinn hatte. Wenn aber die konkreten Abläufe auf jeder Baustelle einmalig sind und der Skaleneffekt bei der Verbesserung einzelner Engpässe begrenzt ist, was gilt es dann zu verbessern?
Die Lösung: Der kontinuierliche Verbesserungsprozess auf Baustellen muss sich mit der Qualität der Prozesse für die Planung und Steuerung der Abläufe befassen. Da die Planungs- und Steuerungsprozesse besonders von dem Zusammenspiel der beteiligten Personen, den Bauaufgaben und den einmaligen Rahmenbedingungen bestimmt werden, muss auch das Bau-Produktionssystem auf jeder Baustelle als Unikat betrachtet werden. Der Verbesserungsprozess muss demnach während dem Projekt dafür sorgen, dass sich das System der Planung und Steuerung verbessert. Am besten von Woche zu Woche oder von Tag zu Tag.
Eine Verbesserung von Projekt zu Projekt dagegen, wie sie heute durch Baustellen-Schlussgespräche stattfindet, führt dazu, dass viele Chancen zur Verbesserung des Planungs- und Steuerungssystems während des Projektes ungenutzt bleiben. In Jahren der Entwicklung von Lean Management Methoden zur Verbesserung der Bauabläufe wurde aus Plan – Do – Check – Act:
Prevent – Erkenne und beseitige Hindernisse vor Ausführungsbeginn durch Lean Methoden in der Planung
Detect – Erstelle messbare Ablaufpläne und finde durch Soll-Ist Abgleiche Abweichungen vom Plan
Correct – Wappne dich mit einem Plan B und einem kurzzyklischen Abweichungsmanagement gegen unerwartete Hindernisse
Adjust – Analysiere die Ursachen der Hindernisse und passe das System zum Erkennen und Beseitigen von Hindernissen an. Verbessere den Standard wöchentlich.
Mit dem Last PlannerⓇ System wurde eine ganze Reihe von Methoden entwickelt, mit denen sich das Bau-Produktionssystem von Woche zu Woche kontinuierlich verbessern lässt.